7 Naturen

Lübecks Naturerlebnisräume
erschreiben

gestrüpp gut eingehegt

von Anna Egerter
geschrieben in Stecknitztal

der kanal: atmet

die luft ist grün

am kanal linksbündig

unser joggen durch

gestrüpp

gut eingehegt

wächst es randlings

der stadt pastellene

balkone: 6

blinken blass wie

an morgenden am meer

doch abend besingen schon die vögel

hier die ufer beginnen

laut das duften

die gräser: gold

teilen bärtige blumen

strähnig ihre kinder

die nehmen das taglicht mit

zur nacht wohl

wie die königskerze

am hang struppig

eine toskanazypresse

auch hier schadet nicht

ihr licht denn

gebüsch greift

uns an

im schnellen blick im

schnellen gang stolpern

krallen die widerhaken der kletten und brombeeren

entern dunkel

den weg

die weide: jault

eine spitzmaus

bereits zerquetscht

das kennen wir da sind

wir unbesorgt aber

auch anderes getier

pflegt zu jaulen

die weide eine krake

das ried

punktuell gerodet wohlbekannt wohl verwandt mit uns diese

stückelung doch leise angst uns zu verirren im gewirre im wasser

im gewirre am land

im gewitter gar

ein falter eben

noch witternd sein weiß

dem holunder

zum magenta und

grün gegeben harrte

schlägt sich in büsche

wir möchten fast: ja

es ihm gleichtun

uns zwischen beharrlich

reibenden schenkeln der weide eine weile bergen

hören wie die blätter

dem regen begegnen selbst wenn wir wenig weiter sagen können diese berührung

gibt es

das licht: brandet

die beine der möhre wild weißblond gestachelt wie

unsere auch

eine spinne schwebt

im nichts der himmel

unbeständig grell

gleißend sein licht

gleichmäßig an

alle körper brandet

die taube die motoren ein schwappen ein

zirbeln der kopfschmerz

eine frage

in der luft die grillen

trocken das gras

rasseln darin dörr

auch das gewohnt

seit einigen jahren

diese hitze

kommt von den käfern denken wir die kommt

von denen die sich

begatten befühlern

ihr weißblühendes bett

mit fragenden füßen

und fraglosen rüsseln

im saft

rot und dann zitternd

in der luft

als zauderten sie

hätten nichts gelernt nur dies eine begehren: zu fliegen

der breitwegerich: wogt

in korallenriffen

vom weg wogt

lockiges kraut

mit straffen dolden

hat seine kerzen gezündet wem leuchtet

er und kamille

die kennen wir

aus beuteln

der saure ampfer zeigt

spuren von hungrigen tagen

tieren mit

ernstem blick und

beinen: fein gefaltet

die wilde rose erlischt zischt rosa die luft

der atem kümmert

sich kaum ums

gehege

hindurch zu rennen

er trinkt seine farben

jenseits der gräben

und wuchernd und

wurzelnd:

die klette

bis zu 1 meter

und die hexen brauten daraus einen trunk

heilen daran glauben wir nicht mehr

und doch riecht

der holunder so seltsam

tief

die haut: knackt

in furchen

der esche wärmen

wir die hände wie am weg: er brütet

uns was will schlüpfen

aus rinden sie wirft

ihren schatten silbern aufs rinnsal da knackt

die haut zuckt

mit der flanke eine kuh verscheucht unsichtbare wesen

die kicken kleine beben an steht der tanz

der mücken

darüber es stößt

an herzeigene

taubheit eine feinheit

die uns nicht egal

sein kann

dämmerblau dampfen

die leiber und

wir selbst

unverhofft verlaufen

im gelände: wuchert

brennnessel

ihre brust gezähnt

nährt sie

die zerzausten

sucher trinkt vom fluss

seine sommersprossen

trägt der

begradigt blinkend

zur see

die winde: webt

das schilf hält sie aufrecht

die winde fragt nicht

zu weben diese

freundschaft im wind

sie wiegen sich

wir wiegen uns

in sicherheit denn

aufrecht auch

die schilder

zählen zahm: 5 4 3 2

einen countdown

einem zweck dienlich

starr ihre vertikalen

die mögen wir

das beruhigt

denn zahllos

die krummen gräser

deren samen

wie sie uns lehren

zu keimen zu wachsen zu blühen zu säen zu sterben

auch das: du

grausames gestrüpp

gut eingehegt aber

umhin kommen wir nicht: zu stolpern

zu streicheln

wenn wir am ende dann am boden liegen und sonnenfelder ziehen über uns wie fell

einer freundlichen kuh

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