7 Naturen

Lübecks Naturerlebnisräume
erschreiben

Das Projekt

Was passiert, wenn sieben Autor*innen in sieben unterschiedlichen naturnahen Gebieten nahe und in der Hansestadt Lübeck ausgesetzt werden? Das Projekt 7 Naturen begibt sich auf eine perspektivreiche Wanderung durch die literarische Natur.

Im Anschluss an den Open Call (21. Mai bis 21. Juni 2023) setzen sich sieben ausgewählte Autor*innen im Rahmen eines eintägigen Schreibstipendiums mit Lübecks sieben Naturerlebnisräumen auseinander. Je eine Autor*in erlebt ein Gebiet. Alle Informationen zum Open Call findest du hier.

Nach dem Schreibprozess präsentieren die Künstler*innen ihre Texte auf einer Lesung (6. August 2023) inmitten eines der Naturerlebnisräume. Die Ergebnisse werden nach Abschluss des Projekts weiterhin auf Instagram und dieser Website veröffentlicht. QR-Codes an den erschriebenen Gebieten verweisen ebenso auf die dort entstandenen Texte.

Also Augen auf in Lübecks Naturerlebnisräumen!

Naturerlebnisraum Dummersdorf in Lübeck-Alt Kücknitz. Foto: Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V.

Was ist ein Naturerlebnisraum?

Naturerlebnisräume laden zum Erforschen, zur Ruhe kommen und gemeinsamen Erleben ein. Sie bieten Tieren und Pflanzen ein Zuhause und uns Menschen ebenso.

Ein Naturerlebnisraum ist ein menschlich geschaffener und wildgartenähnlicher Ort. Er zeichnet sich aus durch eine gepflegte Wildheit, die zur Interaktion animieren soll. Je nach Beschaffenheit geben Informationstafeln oder Veranstaltungen Wissenswertes zum Gebiet mit seinen vielfältigen Pflanzen und Tieren Aufschluss.

Das Gelände eines Naturerlebnisraums bietet eine naturnahe Oase innerhalb oder am Rand einer Stadt. Lübeck hat gleich sieben davon. Das ist schon besonders, denn zum Vergleich: In der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel gibt es gerade einmal einen Naturerlebnisraum, das Naturerlebniszentrum Kollhorst.

Lübecks Naturerlebnisräume bieten eine erstaunliche Vielfalt an: von Wald und Wiese, an Kanal und Trave, bis zum Feldrand und Autobahn. Es wird sumpfig und trocken, leise und laut, einsam und belebt. Die verschiedensten Lebensräume für Flora und Fauna. Wer sie also alle durchstreift, wird durch die vielfältigen Gebiete von Lübecks Natur wandern und sieben besondere Naturen erleben.

Diese 7 Naturen haben eigentümlich klingende Namen wie Söhlengraben, Dummersdorf oder Plankenwiese. Sie scheinen wie aus Mittelerde: Moislinger Aue & Krähenwald, Wulfsdorfer Weg, Stecknitztal und geben wie der Fackenburger Landgraben Aufschluss über ihre alte Bestimmung. Die Autor*innen werden sich diese Orte in der Tradition des Nature Writing erschreiben.

Einblick in ein Natur-Journal über die Schafgarbe

Was ist Nature Writing?

Das Schreiben über Natur, das nicht nur Verhalten von Tier und Pflanze aufzeigt, sondern auch dem Menschen ab und an einen Spiegel vorhält, hat in den letzten Jahren zunehmend an Popularität gewonnen.

Der Begriff kommt aus dem Englischen und hat bisher noch keine hinreichende Deutsche Übersetzung erfahren. Der Philosoph Jürgen Goldstein hat seine Genreanalyse zum Nature Writing »Naturerscheinungen« genannt, wir versuchen es mit »Naturbetrachtungen«.

In der deutschen Romantik finden wir Naturbeschreibungen gekoppelt an ätherische Umschreibungen und mystischen Wahrnehmungen. Zeitgleich erforscht Alexander von Humboldt die heimische und fremde Wildnis. Henry David Thoreau, der u.a. in seinem Buch »Walden« Naturbetrachtungen mit der Philosophie der Lohnarbeit und einer immer schneller werdenden Welt verwebt, gilt als einer der Wegbereiter des Nature Writing. Heute nehmen uns Eva und Erwin Strittmatter, Sarah Kirsch, der Förster Peter Wohlleben oder Esther Kinsky mit in ihre Naturen. Der Verlag Matthes und Seitz schreibt seit 2018 jährlich den Deutschen Preis für Nature Writing in Kooperation mit dem Umweltbundesamt sowie der Stiftung Kunst und Natur aus.

Nature Writing wendet sich von einer klaren wissenschaftlichen Beschreibung ab und lässt Raum für Philosophisches, Historisches, Poetisches. Es wandert zwischen fiktionalen und nicht-fiktionalen Erzählungen, in denen die Erzählfigur selbst häufig mit der Autor*innenpersönlichkeit verschmilzt und mit persönlichen Ansichten und Empfindungen in den Fokus rückt. Diese subjektive Perspektive sorgt nochmals für eine Abgrenzung zur wissenschaftlichen Umschreibung.

Kurz und gut können wir Nature Writing als literarische Naturbeobachtung mit persönlicher Assoziation und weiterführenden Informationen beschreiben, die in ihrer Summe nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch unsere aktuelle Verbindung und Entfremdung von ihr reflektieren.

Zielsetzung

Die Ausschreibung 7 Naturen – Lübecks Naturerlebnisräume erschreiben will Literatur, die sich mit Naturbetrachtungen befasst, fördern und die erfolgreichen Teilnehmenden zu weiterem literarischen und künstlerischen Schaffen im Rahmen des Nature Writing ermuntern. Zugleich soll ein Bild aktueller Perspektiven der literarischen Auseinandersetzung mit der Natur gewonnen sowie das Potenzial der Lübecker Naturerlebnisräume einem breiten Publikum aufgezeigt werden. Das Projekt verbindet Umweltbildung mit Kulturvermittlung. Es ist ist eine gemeinsame Initiative der Kulturschaffenden Kaspar Pansegrau und Elena Kruse, Medienpartner ist die Plattform naturbetrachtungen.eu.

Das Projekt wird ermöglicht durch die Aktion KulturFunke*.